Frankenwaldbahn
  Kronach (Kf)
 
Stellwerk Kronach (Kf - Kronach Fahrdienstleitung)



Standort: Bahnhof Kronach (Nordkopf)
Kürzel: Kf
Status: Fahrdienstleiter-Stellwerk
Bauform: Eletronisches Stellwerk (ESTW) - El S
Stellbereich: Strecke Hochstadt-Marktzeuln - Ludwigsstadt
Inbetriebnahme: 07.05.1995
Sonstiges:
- Durchgehend mit zwei Fahrdienstleitern, Kronach 1 (Abschnitt Hochstadt - Kronach) und Kronach 2 (Abschnitt Pressig-Ludwigsstadt), besetzt.
- 21.05.13 - 15.12.17 Fernsteuerung aus der Betriebszentrale München.


Seit dem Jahr 1939 wurde der Betrieb im Bahnhof Kronach von zwei elektromechanischen Stellwerken - Krf und Krs - gesteuert. Somit war Kronach aus technischer Sicht damals der wohl modernste Bahnhof an der Frankenwaldbahn, tat auf den übrigen Betriebsstellen doch weiterhin die mechanische Technik ihren Dienst. Fast drei Jahrzehnte sollte dies so bleiben, aber dann plante man auch in diesen Bahnhöfen neue, zeitgemäße Stellwerke zu errichten. Allerdings wählte man dafür nun die neue Drucktastentechnik mit Lichtsignalen. So dauerte es nicht lange und Kronach war der letzte Bahnhof mit Formsignalen und alten Vorkriegsstellwerken auf dem fränkischen Abschnitt der Frankenwaldbahn. Daher gab es seit Anfang der Achtziger Jahre Planungen die beiden elektromechanischen Stellwerke Krf und Krs durch ein neues Drucktastenstellwerk zu ersetzen. Denn mittlerweile war der Betrieb zweier Stellwerke in einem Bahnhof wie Kronach nicht mehr vonnöten. Einerseits aufgrund neuer technischer Innovationen wie der Drucktastentechnik, andererseits aufgrund des gesunkenen Verkehrsaufkommens. Doch diese Planungen gingen zunächst nur schleppend voran, da die Deutsche Bundesbahn Projekte mit höherer Priorität im fränkischen Raum umsetzen wollte.
Mit der Grenzöffnung im November 1989 gewann die Strecke allerdings wieder an Bedeutung und das Verkehrsaufkommen stieg rasant an. So bildete die Deutsche Bundesbahn die Projektgruppe "D.9", deren Ziel es war die Eisenbahnstrecke zwischen Hochstadt-Marktzeuln und Probstzella wieder auszubauen und dem Status als Teil der wichtigsten Verbindung zwischen Berlin und München gerecht zu werden. Mit in den Fokus rückte auch wieder der Bau eines neuen Stellwerkes im Bahnhof Kronach. Konkrete Planungen gab es schließlich bei der Bundesbahndirektion Nürnberg unter dem Namen "Zentralstellwerk Kronach" ab dem Herbst des Jahres 1990.



Diese beiden Bauvarianten standen im März 1991 bei der Bundesbahndirektion Nürnberg zur Diskussion, gewonnen hat letztendlich das zweite Muster. (C) BSW-Gruppe Kronach

Als Standort wählte man den Bereich des damals noch vorhandenen Ladehofes im nördlichen Bahnhofsteil. Hierzu musste allerdings zunächst das nicht mehr benötigte Gebäude der Ladehofaufsicht abgebrochen werden.


Dieses interne Schreiben unter dem Titel "Vorbereitende Maßnahmen zum Bau des Dr-Stellwerks im Bf Kronach" wurde im Oktober 1991 an die verschiedenen Stellen des Bahnhofes Kronach verteilt. Das "Dr" steht dabei für Drucktastenstellwerk, dessen Realisierung damals noch am wahrscheinlichsten war. Zudem existierte damals noch der Ladehof mit den Gleisen 7, 8 und 9. Dieser wurde allerdings im Oktober 1994 abgerissen. (C) BSW-Gruppe Kronach

Die Planungen wurden schließlich Anfang April 1991 abgeschlossen und man übertrug die Ausführungsplanung und die Bauüberwachung an einen Architekten. Unschlüssig war man sich aber weiterhin darüber, welche Stellwerkstechnik nun verbaut werden sollte. Denn seit 1985 waren auch komplett elektronische Stellwerke, sogenannte ESTWs bei DB im Einsatz. So verkündete Dipl.-Ing (FH) Jürgen Seiler, Leiter der Baugruppe D.9, im August 1993 der örtlichen Presse:

"Im Rahmen einer Ausschreibung werde man sich entweder für den Spurplan 60 oder für elektronische Steuerung entscheiden, wenn letztere nicht allzu teurer sei." 

So wurde das neue Gebäude zunächst dafür ausgelegt, beide Bauformen beherbergen zu können. Baubeginn für das neue Zentralstellwerk war schließlich im Frühjahr 1992, die Fertigstellung des Rohbaus erfolgte einige Monate später. Neben dem Stellwerk selbst sollte das Gebäude auch Büros und Räumlichkeiten für Signaltechniker beherben, die bisher unter anderem im elektromechanischen Stellwerk Kronach-Süd untergebracht waren.
Die Ausschreibung für die Stellwerkstechnik konnte letztendlich durch die Firma Siemens mit ihrer elektronischen Bauweise gewonnen werden. So sollte aus dem roten Kronacher Backsteinbau ein ESTW werden, eine ziemlich neue und moderne Technik der DB. Die Baukosten für das Kronacher Stellwerk betrugen insgesamt 9,6 Millionen Mark.
Die Ausbildung der Kronacher Fahrdienstleiter (Fdl) fand von November 1994 bis Januar 1995 statt. Hierzu stellte die Firma Siemens im Bahnhof Kronach einen ESTW-Schulungscontainer auf. Zudem erfolgte im April und Mai 1995 mehrmals ein Parallelbetrieb, das heißt, dass die Fahrstraßen der tatsächlich stattfindenen Zugfahrten, noch von der elektromechanischen Technik gesteuert, zusätzlich als "Trockenübung" von den zukünftig ESTW-Fahrdienstleitern eingestellt wurden, natürlich ohne jegliche Auswirkung.
Die Inbetriebnahme fand schließlich am 07. Mai 1995 statt. Damit hatten nicht nur die beiden älteren Stellwerke ausgedient, sondern auch die Formsignaltechnik auf dem fränkischen Abschnitt der Frankenwaldbahn. Der Stellbereich umfasste zunächst den Bahnhof Kronach selbst sowie die Betriebsführung auf der Nebenbahn Kronach - Wallenfels. In einem Schreiben verkündete der Geschäftsbereich Netz bereits am 03. Mai 1995:

"Am Sonntag, den 7. Mai 1995 wird auch im oberfränkischen Raum eines der modernsten Stellwerke Einzug nehmen. Der Bf Kronach erhält ein elektronisches Stellwerk. Die Bedienung erfolgt dann mit Griffel auf einem Bedientableau. Gleichzeitig werden Richtung Pressig-Rothenkirchen die Selbstblock- durch Zentralblocksignale ersetzt, die vom Bf Pressig bedient werden. Wir wünschen den Bedienern und Technikern dieser neuen Technik viel Spaß und viel Erfolg, um in diesem Raum eine gute Qualität herzustellen."


Ein Vorteil der elektronischen Technik ist unter anderem, dass man einen größeren Stellbereich überwachen und somit auch etwas entfernt gelegene Bahnhöfe steueren kann. So existierten bereis ab April 1995 konkrete Planungen zur Erweiterung des Kronacher Stellbereiches unter dem Titel "Fernsteuervorhaben ESTW Kronach". Geplant war die gesamte Strecke von Kronach bis Ludwigsstadt zu steuern, wobei man die Drucktastenstellwerke in Pressig-Rothenkirchen und Ludwigsstadt mittels eines sogenannten Bedienanpassrechners fernsteuern wollte. Förtschendorf und Steinbach sollten neue Signaltechnik, inklusive eines ESTW-Bereichsstellrechners erhalten. Diese für das Jahr 1997 geplante Rationalisierungsmaßnahme sollte 8,6 P einsparen. Doch die Planungen gerieten zeitweise ins Stocken, nicht zuletzt da eine Teilfinanzierung mit Bundesmitteln abgelehnt wurde. Begründet wurde dies damit, dass mit der Fertigstellung der Neubaustrecke Nürnberg - Erfurt ein Teil des derzeitigen Verkehres dorthin verlagert werde und mit einer Erhöhung der Streckenauslastung somit nicht zu rechnen sei. Kurzzeitig plante man auch eine abgespeckte Version dieses Ausbaus, wobei der Bahnhof Förtschendorf zu einem Haltepunkt zurückgebaut werden sollte, inklusive der Entfernung aller Weichen. Dieses Vorhaben wurden allerdings wieder verworfen.
Somit konzentrierten sich die weiteren Planungen nur auf die Bahnhöfe Steinbach am Wald und Ludwigsstadt. Steinbach sollte neue Ks-Signale (diese können nur von einem elektronischen Stellwerk bedient werden) und einen ESTW-Bereichsstellrechner erhalten sowie vom Stellwerk Kronach gesteuert werden. Das bisherige Drucktastenstellwerk sollte außer Betrieb genommen und entfernt werden. In Ludwigsstadt wollte man das bisherige Drucktastenstellwerk und Signalsystem beibehalten, allerdings sollte der Bahnhof mittels eines Bedienanpassrechners von Kronach aus ferngesteuert werden und somit die örtliche Besetzung entfallen. All diese Maßnahmen wurden schließlich auch zum 31. August 1997 umgesetzt. Da man allerdings mit dieser Technik noch zu wenig Erfahrung hatte, fand zunächst bis 05. September 1997 ein Probebetrieb statt, bei dem durch einen Mitarbeiter das Einlaufen der aus Kronach ferngestellten Fahrstraße im Stellwerk Ludwigsstadt augenscheinlich überwacht wurde. Jedoch traten hierbei keine Unregelmäßigkeiten auf. Weitere Planungen zur Erweiterung des Stellbereiches ruhten erst einmal.

Nachdem zum 30. Mai 2003 der letzte Streckenabschnitt der Rodachtalbahn, Kronach - Höfles, stillgelegt wurde, entfiel fortan diese Zuständigkeit für den Fahrdienstleiter Kronach.
Für das Jahr 2009 war eine größere Erneuerung der Oberleitung auf der Strecke Hochstadt-Marktzeuln - Probstzella geplant. Hierzu sollte auch auf der gesamten Frankenwaldbahn sogenannter Gleiswechselbetrieb (Befahren des Gleises entgegen der gewöhnlichen Fahrtrichtung mit Hauptsignalen) zur Verfügung stehen, um längere Streckensperrungen aufgrund dieser Arbeiten zu vermeiden. Bis auf den Teilabschnitt Förtschendorf - Steinbach am Wald war dies bisher auch überall der Fall. Zudem stellte dies auch bisher einen gravierenden Schwachpunkt in der Infrastruktur dar, weil aufgrund des Nachschiebebetriebes und der nach Pressig zurückkehrenden Schiebelokomotiven dieser Streckenabschnitt stark ausgelastet war und somit häufig betriebliche Engpässe entstanden. Um das Befahren des Gegengleises zu ermöglichen, mussten im Bahnhof Förtschendorf neue Signale aufgestellt und die Stellwerkstecknik angepasst werden. Man entschied sich aber statt der Anpassung der Drucktastentechnik (bisher von Pressig-Rothenkirchen ferngesteuert), für die Aufstellung von Ks-Signalen und der Anbindung an das ESTW Kronach. Die Fertigstellung und Inbetriebnahme dieses Projekts erfolgte schlussendlich zum 26. April 2009.
Aufgrund diverser Baumaßnahmen, unter anderem jener Erneuerung der Oberleitung, entschied man sich 2009 die Fernsteuerung des Stellwerkes in Ludwigsstadt aufzugeben und dieses vorerst wieder örtlich zu besetzen.
Die nächste und bisher größte Erweiterung des elektronischen Stellwerkes in Kronach fand im Juli und August 2012 statt. Die verbliebenen Stellwerke auf dem fränkischen Abschnitt der Frankenwaldbahn, nämlich Hochstadt-Marktzeuln, Küps, Pressig-Rothenkirchen und Ludwigsstadt, allesamt mit Drucktastentechnik ausgestattet, wurden aufgelöst und die Zuständigkeit jeweils nach Kronach verlagert. Zudem wurden in all diesen Bahnhöfen die bisherigen Lichtsignale außer Betrieb genommen und durch solche des Ks-Systems ersetzt. Somit ist nun die gesamte Frankenwaldbahn, bis auf die Bahnhöfe Lichtenfels und Kronach (jeweils H/V-Signale), mit dem Ks-Signalsystems ausgestattet. Ebenso wird die Strecke von Hochstadt-Marktzeuln bis zur Landesgrenze Bayern / Thüringen vom elektronischen Stellwerk in Kronach aus gesteuert.


ESTW-Bildschirmarbeitsplatz.
(C) Von Harald Jeschke - BZ-Duisburg, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=44271493


Seit Ende Neunziger Jahren verfolgte die Deutsche Bahn ein Projekt unter dem Namen BZ 2000, dessen Ziel es war, alle örtlich besetzten Stellwerke im Netz der DB aufzulösen und den Eisenbahnverkehr von sieben sogenannten Betriebszentralen (BZ) zu steuern. Als Standorte waren Berlin, Duisburg, Frankfurt am Main, Hannover, Karlsruhe, Leipzig und München vorgesehen, wobei letztere für den Betrieb in Bayern zuständig sein sollte. Auch das ESTW Kronach rückte in den Fokus dieser Planungen. So war schon mindestens im Jahr 2009 vorgesehen, nach der Hochrüstung bzw. Erweiterung des Kronacher Stellwerkes, dessen Bedienung in die BZ München zu verlagern. Umgesetzt wurde dies letztendlich zum 21. Mai 2013 und fortan war das Stellwerk Kronach planmäßig nicht mehr durch einen Fahrdienstleiter örtlich besetzt.
Im Juli 2017 gab die Deutsche Bahn allerdings öffentlich bekannt: Die Verlagerung weiterer ESTW-Bedienplätze in die BZ wird nicht mehr weiterverfolgt und künftig sogar rückabgewickelt. Die Rolle der BZ wird in Zukunft wieder vorrangig in der Disposition liegen, während die Steuerung aus kleineren in der Fläche verteilten Standorten erfolgen soll. Auch für Kronach war eine Rückverlagerung vorgesehen, welche zum 15. Dezember 2017 schließlich umgesetzt wurde. Somit ist das Kronacher Stellwerk Kf nach gut viereinhalb Jahren der Fernsteuerung nun wieder örtlich besetzt.

Die Erweiterungen und Zuständigkeiten des ESTWs Kronach noch einmal im Einzelnen:

- 07.05.1995: Bahnhof Kronach
- 31.08.1997: Bahnhof Steinbach am Wald
- 31.08.1997: Fernsteuerung Bahnhof Ludwiggstadt (bis 2009)
- 26.04.2009: Bahnhof Förtschendorf
- 15.07.2012: Bahnhof Pressig-Rothenkirchen
- 12.08.2012: Bahnhof Ludwigsstadt
- 26.08.2012: Bahnhof Hochstadt-Marktzeuln
- 26.08.2012: Bahnhof Küps



Ansicht Gleisseite.



Zufahrt von der Straße "Am Scharfengarten".



Ansicht Straßenseite. Neben dem Stellwerk befindet sich eine Stellfläche für PKWs.

 
  Heute waren schon 15 Besucher (24 Hits) hier!  
 
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden