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Bw Pressig-Rothenkirchen
Die Zeit bis zum ersten Weltkrieg
Seit dem Bau der Frankenwaldbahn stellte Rothenkirchen, wie der Bahnhof damals hieß, lediglich eine Lokstation der Betriebswerkstätte Lichtenfels dar und besaß somit organisatorisch gesehen keine Selbstständigkeit. Aufgrund der Lage am Fuße der Frankenwaldrampe beheimatete die Lokstation Rothenkirchen anfangs ausschließlich Güterzuglokomotiven für den Schubdienst. Später bekam Rothenkirchen noch einige Nebenbahnloks für den Verkehr nach Nordhalben und Lehesten zugeteilt. 1920 stufte man es zum selbständigen Bahnbetriebswerk herauf.
Bauplan des Lokschuppens (Ansicht von der Torseite).
(C) BSW-Gruppe Kronach
Übersichtsplan des Bw Rothenkirchen aus den 1920er Jahren. Das Bw befand sich am südwestlichen Ende des Bahnhofes.
(C) BSW-Gruppe Kronach
Zum 15. Mai 1935 beheimatete das Bw Rothenkirchen Dampfloks folgender Baureihen: 44, 57, 91, 96 und 98. Die Elektrifizierung der Frankenwaldbahn im Jahre 1939 wirkte sich auch auf den Lokbestand des seit Sommerfahrplan 1939 nunmehr in Pressig-Rothenkirchen umbenannten Bahnbetriebswerkes aus. Seit dem 18. September 1940 hielt Pressig-Rothenkirchen mit der E 94 012 seine erste E-Lok.
Gleis- und Übersichtsplan des Bw Pressig-Rothenkirchen aus dem Jahr 1940 nach der Elektrifizierung der Frankenwaldbahn und der Erweiterung des Lokschuppens.
(C) BSW-Gruppe Kronach
Die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg
Kurz nach Ende des Krieges fand sich eine beachtlich hohe Anzahl an verschiedenen Lokomotiven im Frankenwald wieder, jedoch hatte dies mit den wirklichen Verkehrsbedürfnissen ziemlich wenig zu tun. So sah der Lokbestand des Bw Pressig-Rothenkirchen im Dezember 1945 folgendermaßen aus:
Viele dieser Lokomotiven kamen jedoch nur nach Pressig, weil sie in der näheren Umgebung durch Kriegsangriffe beschädigt oder stehen gelassen und der Einfachheit halber im nächstgelegenen Bahnbetriebswerk abgestellt wurden. So befand sich beispielsweise E 75 03 gerade auf Überführungsfahrt von München-Freimann ins Ausbesserungswerk nach Dessau, als sie ihre Fahrt im Frankenwald kriegsbedingt abbrechen musste.
Die Grenzziehung und das dadurch gesunkene Verkehrsaufkommen auf der Frankenwaldbahn, ließ auch das Bw Pressig-Rothenkirchen an Bedeutung verlieren. Hierdurch frei gewordene Abstellmöglichkeiten im Bw-Gelände wurden zur Abstellung von nicht mehr benötigten und schadhaften Kriegslokomotiven genutzt. So wurden Lokomotiven der Baureihen 18, 37, 42, 52, 56 (Fremdloks der PKP), 57, 58 und 98 nach Pressig geschleppt, dort gesammelt und warteten auf ihren weiteren Transport zur Verschrottung. Es kam aber teilweise auch vor, dass einzelne Maschinen schon unterwegs kurz vor Pressig, beispielsweise in Stockheim oder Neuses ausgesetzt und abgestellt wurden.
Nach der Normalisierung der Wirtschafts- und Verkehrslage in Deutschland, normalisierte sich auch der Betrieb im Bw Pressig-Rothenkirchen wieder und so waren im Dezember 1958 folgende Baureihen hier beheimatet: 57, 98, E 44, E 52, E 91, E 94, Kö und Ks. Die beiden Kleinlokbauarten kamen übrigens schon ab 1955 nach Pressig-Rothenkirchen, um neben Rangier- und Übergabediensten auch den Reisezugdienst zwischen Stockheim und Burggrub zu übernehmen!
Das Ende des Bw Pressig-Rothenkirchen
Mit Beginn der 1960er Jahre begann auch das Ende der Dampflokzeit beim Bw Pressig-Rothenkirchen. Zur Jahreswende 1961/62 zählten neben zwei Loks der Baureihe 57.10 und drei Maschinen der Baureihe 98.11 noch zwei Dampfloks der Baureihe 98.8 zum Bestand. Mit "z"-Stellung der 98 897 am 29. Mai 1962 verschwand diese Gattung aus dem Frankenwald. Zwar kamen im September bzw. Oktober 1962 nach 16-jähriger Pause mit 86 291 und 86 347 wieder zwei Maschinen dieser Baureihe vom Bw Bamberg nach Pressig-Rothenkirchen, dennoch war das Ende des Dampfbetriebes im Frankenwald absehbar. Am 01. Februar 1964 bespannte schließlich 98 1117 den letzten planmäßigen Dampfzug auf der Rodachtalbahn zwischen Kronach und Nordhalben. Der Verkehr wurde hier komplett auf Dieseltraktion umgestellt. Während am Jahresanfang 1964 in Pressig-Rothenkirchen noch sehchs 98.11 und zwei 86er beheimatet waren, reduzierte sich im Sommer der Bestand stetig. So endete im September 1964 nach zwei Jahren auch wieder der Einsatz der Baureihe 86 von Pressig aus. Am 14. November 1964 wurde die 98 1105 als letzte Dampflok der Bw Pressig-Rothenkirchen von der Ausbesserung zurückgestellt und am 10. März 1965 gemeinsam mit 98 1118 ( "z" seit 12.07.1964) ausgemustert. Nachdem 98 1105 lange Zeit in Stockheim auf einem Abstellgleis stand, wurde sie im Juli 1966 zur Verschrottung nach München überführt.
Lomotivbestand Bw Pressig-Rothenkirchen (Stand: 01.01.1966).
E 91 11 war von 1950 - 1963 und von 1964 bis 1967 im Bw Pressig-Rothenkirchen stationiert, bevor sie im Mai 1967 nach München-Ost abgegeben wurde.
(C) Die Autorenschaft wurde nicht in einer maschinell lesbaren Form angegeben. Es wird Benedictus als Autor angenommen (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben). - No machine-readable source provided. Own work assumed (based on copyright claims)., CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1501752
Im September 1966 verließen auch die letzten E 52 das Bw Pressig-Rothenkirchen in Richtung Frankfurt-Griesheim bzw. Kaiserslautern. Im Mai 1967 wurden dann auch die verbliebenen E 91-Maschinen aus Pressig abgezogen. In der Folgezeit beheimatete das Bw nur noch sieben Kleinloks und somit war das Ende des Pressiger Betriebswerkes schon absehbar. Am 01. September 1968 wurde das Bahnbetriebswerk Pressig-Rothenkirchen aufgelöst und die verbliebenen Kleinloks wurden dem Bw Lichtenfels zugeteilt.
Letzter Lokomotivbestand des Bw Pressig-Rothenkirchen am 31.08.1968.
Eine Übersicht über die in Pressig-Rothenkirchen beheimateten E-Loks der Baureihen E 52, E 91 und E 94:
Knapp 1 1/2 Jahre von Juli 1956 bis Dezember 1957 war E 52 25 (später 152 025-3) im Bw Pressig-Rothenkirchen zu Hause. Die Maschine gelangte anschließend zum Bw München-Ost und wurde 1971 ausgemustert. Von den urspürnglich 35 gefertigten Lokomotiven der Baureihe E 52 existiert heute mit E 52 34 noch ein Exemplar im DB Museum Nürnberg.
(C) Benedikt Dohmen, User:Benedictus - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1778197
Heute in Pressig-Rothenkirchen
Mittlerweile ist von den Lokbehandlungsanlagen in Pressig nichts mehr übrig geblieben. Der im Krieg zerstörte Rundlokschuppen wurde nicht mehr vollständig wiederaufgebaut und wurde nach der Auflösung des Bahnbetriebswerkes noch zeitweise als Lagerhalle für eine Korbflechterei genutzt. Die Drehscheibe und einen Teil der Gleise baute man ab. Nachdem der Lokschuppen sich selbst überlassen wurde und allmählich verfiel, brach dieser im Frühjahr 1981 aufgrund der Buafälligkeit selbst zusammen. Die Reste wurden kurz darauf dem Erdboden gleich gemacht. Die großzügigen Gleisanlagen des Bahnhofes, die zuletzt während der deutschen Teilung vor allem zur Zollbehandlung von Güterzügen genutzt wurden, lagen seit den 1990er Jahren brach und wurden schließlich 2014 entfernt. Im Jahr 2014 wurde auch das Drucktastenstellwerk durch ein neues elektronisches Stellwerk ersetzt, welches von der Betriebszentrale München aus ferngesteuert wird. Die letzten Eisenbahner, die in Pressig-Rothenkirchen ihren Dienst versehen, sind die Lokführer der Schiebelokomotiven, die im Empfangsgebäude einen Aufenthaltsraum und eine eigene Meldestelle haben.
Nur noch die leer stehenden Gebäude der Bahnmeisterei und der Fahrleitungsmeisterei sowie eine große brach liegende Fläche erinnern auch heute noch an die einstmals großen Zeiten im Bahnhof Pressig-Rothenkirchen. Zudem befindet sich direkt neben dem früheren Standort des Bw's die Straße "Am Bahnbetriebswerk", die noch einen Fingerzeig auf die ehemals dort befindliche Bahnanlage darstellt.
Die Straße "Am Bahnbetriebswerk" in Pressig erinnert noch heute an die einstmals wichtige Bedeutung dieses Bahnhofes.
Auf Spurensuche - Das ehemalige Bw Pressig-Rothenkirchen im Jahr 2016
Begeben wir uns im Frühjahr 2016 auf Spurensuche und schauen, welche Überbleibsel vom ehemaligen Bw Pressig-Rothenkirchen samt nebenstehender Anlagen noch heute zu finden sind. Als Orientierung hierzu kann auch der oben aufgeführte Übersichtsplan vom Bw-Gelände aus dem Jahr 1940 verwendet werden.
Frühere Einfahrt zum Bw-Gelände.
Auf dieser Schotterfläche stand einstmals der Ringlokschuppen samt Drehscheibe des Bw Pressig-Rothenkirchen.
Ein kleiner Gleisrest findet sich hier auch noch, wahrscheinlich gehörte dieser zu einem der drei Zuführungsgleise, die zur Drehscheibe führten.
Direkt nebenan befindet sich das frührere Gebäude der Fahrleitungsmeisterei Pressig-Rothenkirchen, welche seit der Elektrifizierung der Frankenwaldbahn bestand und Anfang der 1990er Jahre aufgelöst wurde. Auch ein Turmtriebwagen der Baureihe 701 war zuletzt in Pressig stationiert, welcher immer auf einem Gleis direkt neben der Fahrleitungsmeisterei einsatzbereit stand.
Rückseite der Fahrleitungsmeisterei.
Ebensfalls neben dem früheren Gelände des Lokschuppens findet sich noch heute der ehemalige Ölkeller.
In etwa hier im Bildvordergrund befanden sich die drei Zuführungsgleise zum Lokschuppen, welcher etwa am rechten Bildrand stand.
Die ehemalige Kohlebühne.
Das frühere Kohlenlager.
Zwischen dem früheren Bw-Gelände und dem Bahnhof befindet sich eine weitere große brache Fläche. Hier lagen bis zum Abriss im Jahr 2014 mehrere Güter- und Abstellgleise, die zuletzt vor allem während der deutschen Teilung zur Zollbehandlung von Güterzügen genutzt wurden. Zum Vergleich
Im Jahr 2011 lagen noch jene großzügige Gleisanlagen, allerdings schon lange ohne Nutzung.
Das Gebäude der früheren Bahnmeisterei Pressig-Rothenkirchen, welche 1988 aufgelöst und dessen Zuständigkeitsbereich fortan von der Bahnmeisterei Kronach übernommen wurde.
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