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Tettautalbahn
Der „Tettauer Winkel“ mit seiner traditionsreichen Kleinindustrie (insbesondere Holz, Glas und Porzellan) war gegen Ende des 19. Jahrhunderts hinsichtlich seiner Verkehrsanbindung zunehmend ins Abseits geraten, so dass man ab 1890 mehrere Gesuche zur Errichtung einer Stichbahn nach Tettau an das zuständige Ministerium in München richtete. Ein 1897 gebildetes Eisenbahn-Komitee sah zunächst zwei verschiedene Linienführungen nach Tettau vor: Zum einen von Steinbach am Wald entlang des Rennsteiges, zum anderen von Rothenkirchen durch das Tettautal, wobei man sich für letztere entschied.
Ab Mai 1902 begann man mit den Bauarbeiten, so dass die Strecke am 23. Juni 1903 eröffnet wurde. Die Betriebsaufnahme erfolgte mit drei täglichen Zugpaaren, die zunächst als gemischte Garnituren verkehrten. Da sich der Güterverkehr gut entwickelte, wurden wenig später die Reise- von den Güterzügen getrennt. Im Gegensatz zu anderen Nebenbahnen verbesserte sich der Fahrplan der Tettauer Strecke bis 1939 jedoch kaum: Nur an Sonnabenden wurde ein weiteres Zugpaar eingesetzt.
Bahnhofsschild "Schauberg". Foto: Bernd Mühlstraßer
Nach einigen Zerstörungen musste der Bahnbetrieb im Frühjahr 1945 zunächst eingestellt werden. Dazu kam ab Juli 1945 die neue Grenzziehung: Insgesamt sieben Streckenabschnitte lagen nunmehr in der sowjetischen Besatzungszone, der längste gut sechs Kilometer lang zwischen Heinersdorf und Schauberg. Nach einigen Bemühungen der westlichen Seite konnte schließlich am 16. Oktober 1945 der Güterverkehr zunächst wieder aufgenommen werden, nachdem ein Bautrupp die Strecke wieder instandgesetzt hatte. Zunächst verkehrten nur Güterzüge, der Reiseverkehr lief erst ab dem 14. April 1947 mit zwei gemischten Zugpaaren wieder an. In Heinersdorf fanden jeweils Fahrgastkontrollen durch sowjetische Soldaten statt und während der Fahrt durch die sowjetische Besatzungszone bzw. DDR mussten Fenster und Türen der Züge geschlossen bleiben.
Am 28. Mai 1952 um 24 Uhr sperrte dann jedoch die DDR die auf ihrem Gebiet verlaufenden Streckenabschnitte. Das westdeutsche Lok- und Wagenmaterial konnte noch rechtzeitig nach Pressig-Rothenkirchen gefahren werden. Da die Bahnlinie nun nicht mehr zwischen Welitsch und Schauberg befahrbar war, belieferte nun die DB die Industriebetriebe im Tettauer Winkel per Culemeyer-Transporte. Mehrere Planungen zum Bau einer Umgehungsbahn zwischen Welitsch und Schauberg scheiterten an den zu hohen Kosten.
Mitten durch den Schienenkörper der Tettauer Strecke kreuzte mehrfach
die innerdeutsche Grenze, wie hier bei Schauberg. Foto: Bernd Mühlstraßer
Vom 01. Juli 1952 an wurden die Rohstoffe und teilweise auch Fertigprodukte dann planmäßig per Culemeyer in den Tettauer Winkel gebracht. Die Güterwagen wurden ab Steinbach am Wald per LKW nach Alexanderhütte gebracht, wo man sie wieder auf die Schiene setzte. Eine Dieselkleinlok, die ebenfalls per Culemeyer-Transport nach Alexanderhütte gelangte, verteilte dann die Güterwagen auf die verschiedenen Anschlussgleise. So entstand ein kurioser Eisenbahn-Inselbetrieb zwischen Sattelgrund und Tettau. Ab Mitte der 60er-Jahre fuhr die DB jedoch Sattelgrund nicht mehr an. Die Beförderungsleistungen auf der Tettauer Inselbahn konnten sich jedoch sehen lassen, da schon 1977 der 50.000 Culemeyer-Transport den Tettauer Winkel erreichte.
Eine Köf der Baureihe 323 (Bw Lichtenfels) rangiert im Sommer 1983
in Alexanderhütte. Aufgrund des Inselbetriebes wurden die Loks meist
nur alle paar Monate per Culemeyer ausgetauscht. Kleinere
Reparaturarbeiten an den Loks für den Inselverkehr wurden desöfteren
auch direkt vor Ort durchgeführt. Foto: Bernd Mühlstraßer
Eine 323er rangiert im Sommer 1983 in einem Anschlussgleis in
Alexanderhütte. Rechts im Bild ist der ehemalige Bahnsteig von
Alexanderhütte zu erkennen. Foto: Bernd Mühlstraßer
Ein Culemeyer-Transport im Sommer 1983 im Bahnhof Alexanderhütte.
Foto: Bernd Mühlstraßer
Am 27. Dezember 1983 führte der sich rapide verschlechternde Streckenzustand zur Einstellung des Verkehrs zwischen Alexanderhütte und Tettau. Die Kleinlok rangierte fortan nur noch Güterwagen in Alexanderhütte. Zum 01. April 1987 gab die DB die Culemeyer-Transporte an die lokale Firma Söllner ab.
Einer der recht bekannten Culemeyer Transporte im Mai 1989 im
Bahnhof Pressig-Rothenkirchen. Damals war der Straßenrollerbetrieb
schon in festen Händen der lokalen Firma Söllner.
Ende 1992 wurde dann auch 323 757, die letzte Kleinlok im Tettauer Winkel, aus Alexanderhütte abgezogen, da ihr Einsatz in Alexanderhütte nicht mehr wirtschaftlich war. Die Güterwagen wurden daher fortan direkt zu den Unternehmen gebracht. Erst zum 31.12.1993 erfolgte dann die offizielle Stilllegung der Strecke Pressig-Rothenkirchen – Tettau, nachdem die gesamte Strecke zuvor nur vorübergehend stillgelegt war. Am 31. Mai 1996 verkehrte dann letztmals ein Culemeyer-Transport in den Tettauer Winkel. Der Betrieb wurde danach aufgrund der hohen Kosten und des immensen Aufwandes eingestellt.
Das ehemalige Streckengleis nach Tettau zweigt etwa 200m südlich
des Bahnhofes Pressig-Rothenkirchen in Fahrtrichtung rechts von der
Frankenwaldbahn ab. Heute ist noch ein ca. 200m langes Reststück
der Nebenbahn erhalten.
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